Ältere Chips im EU-Chipgesetz 2.0? Der Kampf um die Chip-Autonomie in Europa
Der europäische Halbleitermarkt steht vor einem fundamentalen Wandel. Das EU-Chipgesetz 2.0, Nachfolger des bereits ambitionierten Chips Act, zielt auf eine Stärkung der europäischen Chipindustrie ab. Doch eine entscheidende Frage bleibt: Welche Rolle spielen ältere Chiptechnologien in dieser neuen Strategie?
Die Fokussierung auf modernste, hochentwickelte Chips ist verständlich. Diese sind essentiell für zukunftsweisende Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), autonomes Fahren und 5G/6G-Netze. Die EU investiert Milliarden in die Entwicklung und Fertigung dieser Spitzentechnologien. Doch die Abhängigkeit von externen Lieferanten für ältere, aber unverzichtbare Chips, darf nicht unterschätzt werden. Diese "legacy chips" sind in unzähligen Anwendungen, von der Automobilindustrie bis zur Medizintechnik, kritisch.
Die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Strategie
Das EU-Chipgesetz 2.0 muss eine ganzheitliche Strategie verfolgen, die sowohl modernste als auch ältere Chiptechnologien berücksichtigt. Einseitige Fokussierung auf High-End-Chips birgt erhebliche Risiken:
- Lieferkettenstörungen: Der Mangel an älteren Chips kann die Produktion ganzer Industriezweige lahmlegen. Dies verdeutlicht die aktuelle Chipkrise eindrücklich.
- Abhängigkeit von externen Lieferanten: Die Konzentration auf High-End-Fertigung lässt die Abhängigkeit von externen Quellen für ältere Chips bestehen.
- Verpasste Chancen: Ältere Chiptechnologien sind oft kosteneffizienter und für bestimmte Anwendungen besser geeignet. Ihre Vernachlässigung bedeutet den Verlust von Marktanteilen und Innovationspotenzial.
Konkrete Maßnahmen für ältere Chips im EU-Chipgesetz 2.0
Um die Herausforderung der älteren Chips anzugehen, sollte das EU-Chipgesetz 2.0 folgende Aspekte berücksichtigen:
- Förderung der Wiederbelebung alter Fertigungslinien: Investitionen in die Modernisierung bestehender Fabriken zur Produktion älterer Chips sind unerlässlich. Dies sichert die Versorgung und verringert die Abhängigkeit von asiatischen Herstellern.
- Anreizprogramme für die Entwicklung neuer Anwendungen: Förderung der Innovation durch Subventionen und Steuererleichterungen für Unternehmen, die ältere Chips in neuen Anwendungen einsetzen. Dies kann die Nachfrage ankurbeln und die Wirtschaftlichkeit der Produktion sicherstellen.
- Stärkung der europäischen Forschung & Entwicklung: Investitionen in die Forschung zur Optimierung und Weiterentwicklung bestehender Chipdesigns.
- Kooperation mit internationalen Partnern: Aufbau strategischer Partnerschaften mit Ländern, die über Expertise in der Fertigung älterer Chips verfügen.
Fazit: Ein nachhaltiger Ansatz für die Chip-Autonomie
Das EU-Chipgesetz 2.0 muss die Bedeutung sowohl moderner als auch älterer Chiptechnologien erkennen. Nur eine umfassende und ausgewogene Strategie kann die europäische Chipindustrie nachhaltig stärken und die Abhängigkeit von externen Lieferanten reduzieren. Die Berücksichtigung von "legacy chips" ist nicht nur wichtig für die kurzfristige Versorgungssicherheit, sondern auch für den langfristigen Erfolg der europäischen Chipindustrie. Die Integration dieser Aspekte in das Gesetz wird entscheidend für die Erreichung der gesteckten Ziele sein und den Weg zu einer echten Chip-Autonomie in Europa ebnen.